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Antiker "Computer" Das Geheimnis des Bronze-Klumpens

Ein unbekanntes "Ding" auf dem Meeresboden hatte Forscher vor Rätsel gestellt. Identifiziert als astronomisches Gerät fanden Wissenschaftler nun die Gebrauchsanweisung auf dessen Zahnrädern. Und die gilt es zu entziffern.

Als griechische Schwammtaucher vor mehr als 100 Jahren in rund 60 Meter Tiefe vor der kleinen Südägäisinsel Antikythera ein Wrack fanden, konnten sie nicht ahnen, was für eine Entdeckung sie gemacht hatten: Unter den auf dem Meeresboden verstreuten Gegenständen befand sich auch ein völlig korrodierter Bronze-Klumpen, mit dem sie zunächst nichts anfangen konnten. Forscher der Universitäten von Cardiff (Wales) und der griechischen Hafenstadt Thessaloniki glauben jetzt, mit Hilfe hoch entwickelter Techniken wie der Computer-Tomographie das Geheimnis lüften zu können, berichtete die griechische Presse.

Erstaunen und Ratlosigkeit

Das unbekannte "Ding", das nach Beschreibungen von Archäologen einer Art "Computer" der Antike ähnele, kam damals ins archäologische Museum von Athen und wurde gereinigt und unter die Lupe genommen. Was sie freilegten, gilt bis heute als eine der faszinierendsten Entdeckungen der Archäologie: ein uhrwerkartiger Mechanismus, den Geräten ähnlich, die Seefahrer erst Jahrhunderte später nutzten. Da die Forscher aber bisher nicht wirklich mit dem Gerät umgehen konnten, ist sein Zweck noch nicht völlig entschlüsselt. Unter Archäologen ist es unter dem wenig aussagekräftigen Namen "Mechanismus von Antikythera" bekannt.

Schon die Entdeckung löste Erstaunen und Ratlosigkeit unter Wissenschaftlern aus und regte die Fantasie der damaligen Boulevardpresse an. "Stammt der Antikythera Mechanismus aus einer anderen Welt?", fragte ein Kommentator der Zeitung "Akropolis" im Jahre 1902.

Zeitrechner und Orientierungsgerät für Seefahrer

Die Wissenschaftler erkannten schon bald, dass es sich bei dem Fund um ein astronomisches Gerät handelte. In Schriften der Antike war dieses Instrument, wenn auch ohne Details, beschrieben worden. Der Mechanismus wurde nach bislang vorliegenden Erkenntnissen als Zeitrechner und Orientierungsgerät für Seefahrer genutzt.

Die heutigen Forscher fanden nun heraus, dass auf den Zahnrädern des Gerätes eine Art Gebrauchsanweisung eingeritzt ist. "Es ist sicher, dass nach unseren Erkenntnissen, die in den nächsten Monaten veröffentlicht werden sollen, große Teile der Geschichte der Mathematik und der Astronomie umgeschrieben werden müssen", sagte das griechische Mitglied der Forschergruppe, Xenophon Moussas. Vom Gerät fehlen aber noch einige Teile, wie ein Hebel, mit dem seine Zahnräder bewegt werden konnten.

Gebrauchsanweisung auf Bronzeblättern

Anders als bei früheren Forschungen können die Wissenschaftler mit den Computer-Analysen jetzt immer mehr Teile der Gebrauchsanweisungen entziffern. "Wir können jetzt lesen: Wenn Du den Hebel von A bis B drehst, dann hast Du das Ergebnis", sagte ein Mitglied der Forschungsgruppe im griechischen Radio. Was die Forscher jetzt suchen, sind die Fragen, über die sie die bereits bekannten Antworten endlich verstehen können: "Was wir jetzt gerade zu lesen versuchen, ist zu welchem Ergebnis die Hebelbewegung führen soll. Wir suchen die Frage und nicht die Antwort auf die Frage, die uns ja bekannt ist", sagte der Forscher Ioannis Tselikas. Die Gebrauchsanweisungen seien auf Bronzeblättern zu lesen, die zwischen den Zahnrädern des Mechanismus entdeckt wurden, hieß es.

Der Mechanismus stamme nach Angaben der Forscher aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert und sei nach ersten Vermutungen auf der Insel Rhodos vom Astronomen Poseidonius konstruiert worden. Einen detaillierten Bericht ihrer Erkenntnisse wollen die Experten im Herbst 2006 vorlegen. Die Entwicklungen ihrer Arbeit veröffentlichen sie dann auch im Internet.

Takis Tsafos, DPA DPA

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