Für August Reckweg beginnt der 6. September 2000 wie alle Tage seit fast vierzig Jahren. Halb steigt, halb rutscht der 66-Jährige ohne Mühe den unbefestigten Sanddamm hinab aufs Feld. Das liegt fast zwei Meter tiefer, weil es seit gut einem Menschenleben Torf liefert. Sanft wie beim Traubenkeltern saugt der Boden die Füße ein. Reckweg kennt das Moor auf Schritt und Tritt. Er liest die Landschaft wie kein anderer. Was er über das Leben weiß, hat er von ihr. Zum Beispiel vom Fleisch fressenden Sonnentau. Das karge Hochmoor lehrte die Pflanze im Lauf der Zeit, mit seinen Rosetten Insekten zu fangen, um sich zu ernähren. Für August Reckweg war es 17 Jahre lang der Spaten gewesen, der seine Existenz sicherte. Danach stieg er auf die Torfstechmaschine um.