Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Angeln und Sachsen als elitäre Herrscherklasse

Geschichte|Archäologie

Angeln und Sachsen als elitäre Herrscherklasse
Im England des frühen Mittelalters gab es eine strikte Zwei-Klassen-Gesellschaft mit den eingewanderten Angeln und Sachsen als herrschende und der einheimischen britischen Bevölkerung als unterprivilegierte Klasse. Das schließen britische Wissenschaftler aus Gentests an der heutigen Bevölkerung Englands. Nach den Ergebnissen der Forscher um Mark Thomas stammen heute mindestens fünfzig Prozent der englischen Männer von den ab dem 5. Jahrhundert eingewanderten Angeln und Sachsen ab, obwohl diese ursprünglich nur maximal zehn Prozent der Bevölkerung stellten. Die Nachkommen der Einwanderer dominieren heute dennoch den englischen Genpool, da die Angeln und Sachsen als privilegierte Klasse deutlich mehr Nachkommen hervorbringen konnten.

Nach dem Rückzug der Römer aus England zu Beginn des 5. Jahrhunderts entstand auf der Insel ein Machtvakuum: Die zurückbleibenden britischen Volksgruppen wurden von den im heutigen Schottland lebenden Pikten bedroht und ersuchten daher Hilfe bei den Angeln und Sachsen, die das heutige Schleswig-Holstein besiedelten. In den folgenden drei Jahrhunderten kamen zwischen 10.000 und 200.000 Siedler dieser Volksstämme auf die Insel. Die Einwanderer etablierten sich schnell als herrschende Klasse mit militärischer, ökonomischer und politischer Macht, vermuten Archäologen und Historiker bereits seit etwa zwanzig Jahren.

Diese These konnten die Forscher um Thomas nun mit einer Computersimulation untermauern, in der sie die Zahl der Einwanderer mit der für diese Zeit geschätzten Anzahl von zwei Millionen einheimischen Briten in Beziehung setzten. Mit dieser Verteilung als Basis simulierten die Forscher verschiedene Gesellschaftsmodelle für die folgenden Jahrhunderte und schlossen so auf die Entwicklung des gesamten Genpools. Eine Gesellschaft mit strikter Trennung nach ethnischer Herkunft trifft die heute beobachtete genetische Zusammensetzung am schlüssigsten, folgern die Wissenschaftler aus ihrer Simulation. Die privilegierten Angelsachsen konnten mehr Kinder ernähren und großziehen und sich daher auch stärker vermehren als die überwiegend arme Unterschicht.

Hinweise für eine solche Zwei-Klassen-Gesellschaft, die wohl einige hundert Jahre anhielt, finden sich auch in schriftlichen Quellen: Beispielsweise ist aus dem 7. Jahrhundert ein Gesetz überliefert, nach dem der Familie nach Mord oder Totschlag an einem Angehörigen ein bis zu fünfmal höherer Blutzoll zu zahlen war, wenn es sich um einen Angelsachsen handelte.

Mark Thomas (University College London ) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1098/rspb.2006.3627 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Es|es  〈n.; –, –; Mus.〉 Tonbezeichnung, das um zwei halbe Töne erniedrigte E; oV eses … mehr

Bau|wich  〈m. 1〉 Zwischenraum zw. zwei Häusern

La|pa|ro|skop  auch:  La|pa|ros|kop  〈n. 11; Med.〉 Gerät mit Beleuchtungs– u. optischen Vorrichtungen zur Untersuchung der Bauchhöhle … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige