SALZBURG-STADT (SN). Bei Ausgrabungsarbeiten an einer römischen
Archäologiestätte in der Eugen-Müllerstraße im Salzburger Stadtteil Liefering
kam am Freitagvormittag ein 30-jähriger Archäologe ums Leben.
Zwei Frauen wurden mit Rippen- beziehungsweise Schulterverletzungen in das
Unfallkrankenhaus eingeliefert.
Die Archäologen hatten in zweieinhalb Meter Tiefe gearbeitet, als das
Erdreich plötzlich zu rutschen begann. Trotz Warnungen des Baggerfahrers
setzten die zwei Männer und zwei Frauen die Ausgrabungsarbeiten fort, bis das Erdreich einbrach. Eine der beiden
Frauen verständigte per Handy aus der Tiefe noch die Arbeiter am Bagger, die wiederum um
10.02 Uhr die Feuerwehr alarmierten. Baggerfahrer, Arbeiter, Feuerwehr und
Rotes Kreuz begannen sofort mit den Bergungsarbeiten. Für einen Mann kam
jedoch jede Hilfe zu spät - er war bereits erstickt.
Mit Unterstützung eines Baggers arbeiteten die Mitarbeiter der Landesarchäologie in
Liefering auf dem Areal der Firma Carbo-Tech. Dort sucht man nach Spuren eines
altrömischen Gutshofs. Ausgangspunkt der jüngst
angelaufenen Grabung sind die Ergebnisse vor mehr als 20 Jahren, als die
Forellenwegsiedlung geplant wurde, erläuterte Raimund Kastler,
Landesarchäologe mit Sitz im Museum Carolino Augusteum. Damals wurden die
Reste eines Backofens aus der Römerzeit gefunden. "Und den dazugehörigen
Gutshof suchen wir noch immer - möglicherweise befindet er sich unter dem
Ausbauareal der Firma Carbo Tech."
Ihre tiefe Betroffenheit erklärten am Nachmittag die Archäologen des SMCA und Museumsdirektor Erich Marx über das Unglück, dem der Archäologe Markus Koller (30) zum Opfer gefallen ist. Das Mitgefühl aller Mitarbeiter des Hauses gelte der Familie des Verunglückten und seiner Verlobten Susanne G.(26), die das Unglück fast unverletzt überstanden hat. Die Archäologin Ulrike H. (34) erlitt Rippenbrüche und ist auf dem Weg der Besserung.
Nach den ersten Erhebungen am Unglücksort aus der Sicht des Leiters der archäologischen Abteilung des Salzburger Museums Carolino Augusteum und erfahrenen Grabungsleiters Wilfried Kovacsovis ist als Unglücksursache wohl von menschlichem Versagen auszugehen, weil die drei Archäologen trotz Warnungen des Baggerfahrers die rund zweieinhalb Meter tiefe Grube für ihre Untersuchungen betreten hatten. Landesarchäologe Kastler bedauert, dass die drei Betroffenen trotz klarer Anweisungen keine Schutzhelme trugen. Erklärbar sei das Unglück nur mit dem großen Forscherdrang der drei Opfer, die sich durch die Grabung interessante archäologische Aufschlüsse erwartet hatten, heißt es in der Aussendung.
In Anbetracht des tragischen Unglücks wird die Grabung eingestellt.
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