175 Jahre Deutsches Archäologisches Institut

veröffentlicht am
Wissenschaftsgeschichte

Das Deutsche Archäologische Institut (DAI), eine der führenden Forschungseinrichtung der internationalen Archäologie in Deutschland, feiert in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen. Das DAI geht auf die Gründung des Instituto di Corrispondenza Archeologica am Tag des Palilienfestes (dem mythischen Gründungstag Roms), dem 21. April 1829 in Rom zurück. Das Jubiläum wurde in Rom am 21. April und wird in Berlin am 10. November 2004 gefeiert.

Das DAI, das als wissenschaftliche Einrichtung eine Bundesanstalt im Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts ist, unterhält im In- und Ausland elf Abteilungen (in Berlin, Bonn, Frankfurt, München, Rom, Athen, Istanbul, Kairo, Madrid) und vier Außenstellen (Bagdad, Teheran, Damaskus, Sanaa) mit mehr als 250 Beschäftigten. Berlin und Rom organisieren angesichts des hochaktuellen Auftrages des DAI - einen Beitrag zum Verständnis der Kulturen zu leisten - verschiedene Events von wissenschaftlicher und kulturpolitischer Tragweite.

»Instituto di Corrispondenza Archeologica«

Zurück zur Geschichte des DAI. Seine Keimzelle befindet sich, wie schon gesagt, in der ewigen Stadt Rom. Hier wurde im Jahre 1829 von einem Freundeskreis aus Gelehrten, Künstlern und Diplomaten das Instituto di Corrispondenza gegründet.

Es hatte seinen Sitz zunächst auf dem römischen Kapitol und sollte die Denkmäler der antiken Kunst, der Epigraphik und der Topographie erforschen und bekannt machen. Heute ist es dank seiner umfangreichen Bibliothek und Photothek, seiner Schriftenreihen und weitreichenden Forschungsaktivitäten einer der wichtigsten Treffpunkte der internationalen Wissenschaftlergemeinde aus Archäologie, Epigraphik, Numismatik und antiker Bauforschung.

Der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. hatte die Schirmherrschaft übernommen, und als Eduard Gerhard, der eigentliche Initiator des Instituts, 1832 von Rom nach Berlin übersiedelte, verlagerte sich die Leitung des in Rom fortbestehenden Instituts nach Berlin.

Preußen übernahm ab 1859 die regelmäßige Finanzierung des Instituts. 1871 wurde dieses preußische Staatsanstalt, 1874 Reichsinstitut. Im selben Jahr kam es zur Gründung der Abteilung Athen.

Im 20. Jh. wurde der traditionelle Tätigkeitsbereich des DAI ausgeweitet und die Abteilungen Kairo, Istanbul, Madrid, Baghdad und Teheran sowie zwei Kommissionen im Inland (Frankfurt und München) gegründet bzw. angegliedert. Mit der Gründung der Kommission für Allgemeine und Vergleichende Archäologie (KAVA) im Jahr 1979, genau 150 Jahre nach der Gründung in Rom, hat sich das DAI auch außerhalb Europas und der Alten Welt als archäologische Forschungsinstitution installiert.

"Wissenschaftliche Kompetenz, internationale Zusammenarbeit und kulturpolitische Verantwortung" sind die Stichworte, die die Arbeit des Institutes kennzeichneten, so der Präsident des DAI, Prof. Hermann Parzinger. "Qualitätssicherung in Zeiten dramatisch sinkender Budgets erfordere besondere Anstrengungen, welche von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilungen und Kommissionen des Instituts im In- und Ausland mit Ideenreichtum unternommen würden, und an denen auch Kooperationspartner ihre eigenen Beiträge leisteten. Zwar ließen sich nicht alle durch Etatkürzungen verursachten Probleme dadurch auffangen, die Effizienz der Forschung werde jedoch trotz aller Abstriche größer gehalten, als unter diesen Umständen zu befürchten sei," beschreibt Hermann Parzinger weiter.

Und so ist das DAI mittlerweile von Bolivien bis Vietnam weltweit an über 150 Projekten beteiligt. Viele dieser Projekte verfolgen u.a. das Ziel, die jeweilige regionale archäologische Forschung zu fördern und zu unterstützten, wie das Beispiel des Grabungs- und Trainingsprogramms von Bagh-e Babur in Kabul zeigt. Diese im Jahr 2002 begonnene Ausgrabung der mogulzeitlichen Gartenanlage Bagh-e Babur ist zugleich Lehrgrabung für afghanische Archäologen.

Zentrale Berlin und Abteilung Rom: Festakt - Kongress - Ausstellung - Publikation

Im Anschluss an den Festakt findet in der Abteilung Rom bis zum 24. April ein Kolloquium mit dem Thema Traffico urbano nell'antichità / Stadtverkehr in der antiken Welt statt, das von einer Ausstellung zu neuen Fragmenten des antiken marmornen Stadtplans von Rom, der Forma Urbis, begleitet wird.

Im Dezember 2004 wird das römische Institut eine Ausstellung veranstalten, die aus dem reichen Material der eigenen Bestände schöpft und 175 Jahre archäologischer Dokumentation präsentieren wird. Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite der Abteilung Rom.

Ein Festakt am 10. November 2004 bildet den Auftakt der Jubiläumsfeier in der Zentrale in Berlin. Ein im Anschluß daran stattfindender internationaler Kongress wird seinen Blick auf die lange und traditionsreiche Arbeit des Instituts sowie seine Entwicklung richten - mit dem Ziel, die aktuellen und zukünftigen Forschungsfragen, Projekte und Kooperationen zu formulieren.

Unter dem Titel "Archäologie Aktuell. Moderne Forschung - Globale Partnerschaft", wird die Tagung vom 11. bis 13.11.2004 im Besucherzentrum des Auswärtigen Amtes in Berlin ausgerichtet werden. 36 Referenten aus 16 Ländern berichten über die Entwicklung der archäologischen Forschung in ihren Ländern sowie über aktuelle Methoden und neueste Funde.

Die begleitende Ausstellung "Zwischen Kulturen und Kontinenten. 175 Jahre Forschung am Deutschen Archäologischen Institut", die vom 10. bis 28.11.2004 im Lichthof des Ministeriums zu sehen ist, präsentiert die Geschichte des DAI sowie ausgewählte neuere Grabungen und Projekte. Gleichzeitig werden die vielfältigen Kooperationen des DAI mit seinen Gastgeberländern und mit Forschern in aller Welt aufgezeigt. In der Ausstellung werden Poster und einzelne Kopien von Neufunden zu sehen sein; ein Begleitheft wird ausführlichere Informationen für den Besucher zur Verfügung stellen.

Webtipp

Homepage des »Deutschen Archäologischen Institutes«:

www.dainst.org

Buchtipp

Deutsches Archäologisches Institut (Hrsg.)
"Archäologische Entdeckungen"
Die Forschungen des Deutschen Archäologischen Instituts.
Mainz: Hermann Luchterhand Verlag 1999, 2 Bände

Michael Siebler begrüßt das Erscheinen dieser zwei "reich illustrierten" Bände, die einen "großzügigen Einblick" in die Arbeit des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) geben. (FAZ vom 14.04.2000)

Dieses Buch bei amazon.de bestellen