Die Technik des Pyramidenbaus von GIZA

Theoretische Überlegungen zu »Funktionsrampen« beim Bau der Pyramiden

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NordafrikaÄgyptenTechnologie

Alle bisher bekannten Theorien gehen von der Annahme aus, daß die schweren Pyramidensteine entweder über senkrecht zur Pyramide stehende Rampen, Zickzackrampen, angelehnte Rampen, getreppte Rampen etc. transportiert wurden. Doch all diese Theorien lassen viele Fragen offen, wie z. B. die Überwindung der letzten 40 m Höhe, der riesige Materialverbrauch usw.

Meine Therorie der nachstehend vorgestellten Funktionsrampen könnte die offenen Fragen der bisher bekannten Rampenvorschläge lösen. Die Theorie der Funktionsrampen beruht darauf, daß die Rampen auf den Pyramidenstufen aufgesetzt sind.
Das Prinzip der Funktionsrampen am Beispiel einer Pyramidenecke wird in der folgenden Zeichnung deutlich:

Die Funktionsrampen bestehen aus Folgen von Schrägen und Ebenen. Die Schrägen führen von einer Pyramidenstufe zur nächsten Pyramidenstufe. Die Ebenen (Arbeitsplattformen) schließen daran an und haben das gleiche Höhenniveau wie die jeweiligen Pyramidenstufen. Sie bilden die Ausgangsbasis für die Verteilung und Aufschichtung der Pyramidenstein-blöcke auf der jeweiligen Pyramidenstufe.

Die Funktionsrampen wachsen so von Pyramidenstufe zu Pyramidenstufe mit. Der Rücksprung der Pyramide an jeder Höhenstufe bewirkt, daß die jeweils untere Stufe der Pyramide als Auflager für den Unterbau der nächst folgenden Rampe benutzt werden kann.

    Die Vorteile der Funktionsrampen lassen sich wie folgt darstellen:

    • es sind Rampen an allen vier Pyramidenseiten möglich ohne gegenseitige Behinderung,
      d. h. der Materialtransport auf- und abwärts kann auf verschiedenen Wegen erfolgen
    • auch mehrere Rampen an einer Pyramidenseite sind möglich, lediglich im obersten Bereich, wo der Arbeitsraum zunehmend enger wird, kommt es bei Mehrfachrampen zu Behinderungen, wenn sich größere Arbeitsplattformen über mehrere Pyramidenstufen erstrecken. Es ist anzunehmen, daß der Transport für die letzten Pyramidenstufen nur noch über eine Rampe geführt wird
    • ein kontinuierlicher Rampenbau kann problemlos bis zur Spitze erfolgen
    • die laufend nötigen Messungen der Maßhaltigkeit der Pyramide, während des Baues, sind gewährleistet
    • keine Statik- und Bauprobleme der Pyramide durch den Rampenbau
    • die Steigung der Rampen kann je nach Bedarf angepaßt werden
    • falls erforderlich sind größere Rampenbreiten möglich durch die Mitbenutzung der jeweils darunterliegenden Pyramidenstufen z. B. im unteren Bereich für den Transport der großen Deckenplatten der Grabkammer
    • einfaches Aufschieben des schweren Pyramidions ist gewährleistet
    • gleichlaufend mit der Pyramidenglättung abwärts und dem damit verbundenen Abtransport des anfallenden Abraumes, können die Rampen leicht wieder rückgebaut werden
    • nach Demontage der Rampen können die Rampensteinblöcke Wiederverwendung finden als Baumaterial für Stadtmauern, Häuser etc.

    Das Bild 2 zeigt eine technische Prinzipzeichnung der letzten 4 Pyramidenstufen mit dem Pyramidion und den Funktionsrampen. Hier wird deutlich, daß der Bau der Pyramide einschließlich Pyramidion mit Hilfe der Funktionsrampen bis zur Spitze möglich ist.

    Das Bild 3 zeigt die Draufsicht der letzten acht Pyramidenstufen mit Funktionsrampen und dem Pyramidion (Prinzip). Die Rampenbreite mit drei Pyramidensteinblöcken bietet ausreichend Platz für den Transport des Pyramidions.

    Um den Transport der schweren Pyramidensteine zu erleichtern wurden z. B. Holzbalken unter die Steinblöcke gelegt, so konnten sie wie auf Schienen und Rollen nach oben geschoben und gezogen werden. Ein "Schmiermittel" aus Nilwasser und Nilschlamm förderte das Gleiten auf den "Holzschienen" (siehe Bild)

     

    Um die Größenverhältnisse einer Funktionsrampe und der Pyramide zu verdeutlichen, ist der Verlauf einer Funktionsrampe ausschnittsweise im nachfolgenden Bild an der CHEPHREN Pyramide dargestellt.

    Die Theorie der Funktionsrampen entspricht meines Erachtens am ehesten den damaligen technischen Mitteln und Möglichkeiten und ist in seiner Konzeption so überzeugend und mit geringem Aufwand durchführbar, daß sie jederzeit am Modell oder vor Ort demonstriert werden könnte.

    Mein Dank gilt meiner Frau für Ihre wertvollen Diskussionsbeiträge und Herrn Diether Brichzig, Architekt, für die fachmännische Beratung.

    Nikolaus Willburger
    Eichenau
    nikolaus.willburger(at)gmx.de