Hamburg hat sich noch nie besonders christlich gegeben. Erzbischof Ansgar zog 831 hierher, um die Heiden des Nordens zu missionieren. Er richtete eine kleine Holzkirche und eine Bibliothek ein, doch seine Gemeindemitglieder musste er noch kaufen. Den benachbarten Dänen war das Holzhaus mit dem Kreuz auf dem Dach willkommener Ausflugsort für gelegentliche Plünderungen. 1248 erhielt die Stadt anstelle von Ansgars Holzkirche einen Dom aus Stein. Doch das Gebäude mit seinen dunklen Nischen wurde zum Tummelplatz für lichtscheues Gesindel. Nach jahrhundertelangem Zank um das katholische Gotteshaus auf protestantischem Grund rissen die Hamburger Pfeffersäcke den Bau 1803 wieder ab – und verschacherten ihn, ganz pietätlos, Stein um Stein an die Meistbietenden. Die Grabsteine des Friedhofs stützten fortan die Wände eines Abwasserkanals. Und doch hatte Hamburg rund 30 Jahre lang etwas zu bieten, was man sonst eher in Rom vermuten würde: das Grab eines Papstes. Hier lag Benedikt V. begraben, der im Jahre 964 einen Sommermonat lang, vom 22. Mai bis zum 23. Juni, auf dem Heiligen Stuhl saß und am 4. Juli des folgenden Jahres in Hamburg starb.