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News: Noch älter

Die Höhlen von Sterkfontein in Südafrika sind eine wahre Fundgrube für Anthropologen. Doch leider erweist sich die Datierung der Hominidenfunde als tückisch. Jetzt halfen zwei Elemente, Aluminium und Beryllium, bei der Altersbestimmung weiter - und werfen neue Probleme auf.
<i>Australopithecus</i>
Im Jahr 1936 entdeckte Robert Broom, ein schottischer Arzt, der Anthropologie zunächst als Hobby betrieb, in einer 50 Kilometer nordwestlich von Johannesburg gelegenen Kalksteinhöhle die Überreste eines Hominidenschädels. Er nannte seinen Fund Plesianthropus transvaalensis, doch später wurden die Fossilien zu Australopithecus africanus gestellt – jene Art, die Raymond Dart 1925 beschrieben hatte und mit der er die Existenz früher Hominiden erstmalig nachweisen konnte.

In den folgenden Jahren erwiesen sich die Steinbrüche und Höhlen von Sterkfontein als anthropologische Fundgrube. Berühmt geworden ist "Mrs. Ples", ein von Broom 1947 entdeckter Schädel, bei dem es sich wahrscheinlich ebenfalls um Australopithecus africanus handelt – allerdings, im Gegensatz zu Brooms Annahme, um ein Männchen. Inzwischen sind über 600 menschliche Fossilien ans Tageslicht gelangt, darunter 1997 ein fast vollständiges Skelett, das bisher noch unter der Katalognummer StW 573 firmiert.

In letzter Zeit mehren sich unter den Wissenschaftler die Zweifel, ob all diese Funde wirklich nur zu Australopithecus africanus zählen. Denn zur eindeutigen Bestimmung gehört eine sichere Datierung, und die erweist sich in den Höhlen als besonders schwierig. Die Fossilien können nicht eindeutigen Schichten zugeordnet werden, da das Höhlengestein zu einer Brekzie verbacken ist. Hier können nur radiometrische Methoden weiterhelfen.

Zu dieser Altersbestimmung griff jetzt Timothy Partridge von der University of Witwatersrand in Johannesburg. Als "Uhr" wählten er und seine Kollegen die Elemente Aluminium und Beryllium, die reichlich im Quarzsand vorkommen. An der Oberfläche bilden sich durch kosmische Strahlung ständig die radioaktiven Isotope 26Al und 10Be, die eine genügend lange Halbwertszeit von einer beziehungsweise zwei Millionen Jahren aufweisen. Wird der Sand von der Außenwelt abgeschnitten, dann ist der Isotopennachschub unterbrochen, die "Uhr" ist gestartet. Die Forscher müssen nur noch den ständig kleiner werdenden Anteil der radioaktiven Isotope messen und können so das Alter der entsprechenden Schicht berechnen.

Und diese Berechnung ergab für Fund StW 573 ein Alter von vier Millionen Jahre – und damit eine Million Jahre zu alt. Denn Australopithecus africanus betrat vermutlich erst vor drei Millionen Jahre die südafrikanische Bühne. Stw 573 und weitere Funde könnten somit auch zur älteren Spezies Australopithecus anamensis gehören, einem Vorläufer von A. africanus, von dem bisher jedoch nur wenige Fossilien überliefert sind. Bleibt es bei der Zuordnung zu A. africanus, dann ist die Art eine Million Jahre älter als bisher vermutet. Der wissenschaftliche Disput kann beginnen.

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