Die Franchthi-Höhle bei Kilada
Die vermutlich älteste europäische Siedlungsstätte
aus der Steinzeit
Rechts im Bild: eine der ersten
Urnenbestattungen der Welt?
Darüber: Skelettreste eines etwa
25jährigen Mannes, Todesursache:
Schläge auf den Kopf. Der Mann litt
außerdem an Malaria. Musste er
deshalb sterben? Grabbeigaben fand
man jedenfalls nicht.
Die tiefste Grabung im Inneren
der Höhle war fast 11 Meter tief.
Es ist sozusagen nur ein kleiner
Schnitt in die reiche
Vergangenheit ausgeführt worden.
Wieviele Schätze mag die Höhle
noch bergen?
Geradezu sensationell sind die
Keramiken, die gefunden wurden.
An den Gefäßen fand man übrigens
Spuren von Kulturpflanzen und von
Haustieren. Auch wurden eine
ganze Reihe neuer Werkzeuge
gefunden. C-14-Analysen ergaben
zweifelsfrei, dass die Höhle schon
vor 20000 Jahren ständig besiedelt
war. Die Wissenschaftler vermuten
jedoch, dass dies sogar schon
wesentlich früher der Fall gewesen
sein könnte, möglicherweise schon
vor 35000 Jahren. Die Rätsel von
Franchthi sind also noch längst
nicht alle gelöst.
© Wilfried Jakisch 2015
Copyrights für alle Originalfotos
von den Ausgrabungen und den
Fundstücken
by University of Indiana/USA
Im Süden der Argolis, in der Nähe des
Fischerdorfes Kilada befindet sich die
Franchthi-Höhle. Man erreicht sie
entweder per Boot von Kilada aus
oder zu Fuß vom Strand in der Nähe
des Ortes Fourni. Hier weist an der
Tankstelle ein Schild zur Höhle.
Dieses Schild ignorieren! Genau 1 km
weiter, an einer Holzfirma geht eine
Straße rechts ab. Die ist zwar nicht besonders gut, führt aber direkter zur Höhle. Von
einem Strand geht links ein gut markierter Weg zur Höhle. Es sind etwa 15 Minuten -
leichte Wanderung über Stock und
Stein, immer am Wasser entlang.
Die Höhle wurde in den vergangenen Jahren erneut erforscht und gründlich
“aufpoliert”. Info-Tafeln geben Auskunft. Wege wurden mit Bohlen
und Geländern gesichert. Vom Hafen Kilada aus ist die
Höhle gut zu sehen. Freundliche Bootsführer
übernehmen gern die Tour ans andere Ufer. Die
Franchthi-Höhle wurde in den Jahren 1967 bis
1979 von Archäologen der Universität Indiana
ausgegraben. Alle Fotos von damals stammen aus
dem Archiv der Universität und wurden uns vom
Leiter des Franchthi-Projekts, Prof. Karen D. Vittel,
freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Wir
bedanken uns bei den Autoren!
Die amerikanischen Forscher förderten bei ihren Grabungen viele sensationelle
Fundstücke zu Tage. Die Schwierigkeit bestand darin, dass große Teile der Höhle in
neuerer Zeit eingestürzt waren. Bei den fast zehnjährigen Grabungen konnten also nur
Teile erforscht werden. Gegraben wurde in der Höhle und auf einem umfangreichen
Gräberfeld vor der Höhle am Meer (rechts außen). Alles, was zu Tage gefördert
wurde, kam in eine raffiniert ausgedachte Waschmaschine (unten).
Keramikteile wurden in einer gigantischen
Puzzle-Arbeit zu herrlichen Gefäßen wieder
zusammengesetzt. Die Art der Bestattung
war oft ungwöhnlich und erbrachte viele
neue Erkenntnisse. Beispielsweise stieß
man hier erstmalig in der Welt auf einen
steinzeitlichen Friedhof, auf dem
Feuerbestattungen in mehreren Schichten
ausgeführt wurden.
Vor etwa 20.000 Jahren war der Meerespiegel in dieser Gegend etwa 10 Meter
niedriger. Karstquellen, die heute unter dem Meeresspiegel liegen, lieferten das
Trinkwasser für die Bewohner.